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Mellrichstadt. (frr) „Die Menschen, die zu uns kommen, so nehmen, wie sie sind, ohne Erwartungen, ohne Voraussetzungen außer der einen: dass sie pflegende Hilfe brauchen.“ In diesem einen Satz ist so ziemlich umfassend der christlich-humane Ansatz enthalten, von dem sich Ulli Feder und ihr Team leiten lassen und der künftig Tag für Tag in die Praxis umgesetzt wird. Der Ort, wo das geschieht, ist die Tagespflegestätte der Mellrichstädter Caritas-Sozialstation St. Kilian. Die wurde am vergangenen Dienstag in einer fröhlichen und zugleich religiös geprägten Feier offiziell ihrer Benutzung übergeben.

„Wir von der Caritas haben natürlich auch festgestellt, dass für Tagespflegestätten ein dringender Bedarf besteht“, sagte Feder. Die Nachfrage nach Pflegeplätzen bestätigte dies: Seit dem 1. Dezember schon sei die Tagespflegestätte zu 95 % ausgelastet. 18 Personen werden im Augenblick tagsüber betreut. Um diese Menschen aufnehmen zu können, war natürlich eine Anpassung des Gebäudes für die Tagespflege erforderlich. So habe man dem Architekten Peter Dechant, der das Gebäude der Sozialstation einst geplant und gebaut hatte, den Auftrag gegeben, nun im Untergeschoss des Hauses die Räumlichkeiten so umzugestalten, dass sie für die Aufnahme von rund 20 Personen geeignet sind. Dort stehen nun ein großer, behaglicher Aufenthaltsraum, eine Kochabteilung, ein geräumiger Flur, ein Verwaltungsraum, natürlich auch die entsprechenden sanitären Anlagen zur Verfügung und besonders auch die sogenannte Gedächtnisstube. „Die dient der Biografie-Arbeit“, sagte Frau Feder. In dem lichtdurchfluteten Raum sind bewusst Einrichtungsgegenstände arrangiert, die unterschiedlichen Stilen und Zeiten angehören: Plüschsessel und –sofa, Kissen, Kerzen, eine Madonnenfigur, Bilder, farbig getünchte Wände, Spielsachen, sogar eine Puppenküche und ein Mensch-ärgere-dich-nicht-Spielbrett, eine alte Nähmaschine mit einem Nähkörbchen, nostalgisches Porzellan in der Vitrine eines alten Wohnzimmerschranks. Von solchen Details können Erinnerungen bei den dementen Pflegeschützlingen ausgelöst werden, hier bietet sich für die Caritasmitarbeiter ein Ansatz zum Weiterarbeiten, zur Reaktivierung von früheren Fähigkeiten. Belohnt fühlten sie sich, sagte Feder, wenn bei einem dementen Menschen dann doch noch einmal „die Augen leuchten“ und ihm für eine Weile eine glückliche Erinnerung geschenkt wird.

Lokale weltliche und geistliche Prominenz hatte sich zur Eröffnungsfeier eingestellt, so die Pfarrer Reinhold Kargl und der Diakon Konrad Hutzler sowie die Pastoralreferentin Iris Will-Reusch, der stellvertretende Landrat Josef Demar, die Bürgermeister Matthias Liebst (Ober-/ Mittelstreu) und Martin Link (Stockheim). Mellrichstadt war durch seinen dritten Bürgermeister Frank Vetter vertreten.

Die Begrüßungsansprache hielt Angelika Ochs, die Geschäftsführerin des Caritasverbands für Rhön-Grabfeld. Sie erinnerte daran, dass die Mellrichstädter Station seit vielen Jahren schon Pflegebedürftige ambulant und teilweise auch in der Sozialstation selbst an Pflege-Entlastungstagen betreut hatte. In kaum einem halben Jahr war nun die Umstrukturierung auf die fest etablierte Seniorentagespflege geschafft. Das war deswegen möglich, weil besonders die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas um die Pflegedienstleiterin Ulli Feder, aber auch aus Bad Neustadt und von der Würzburger Caritas sowie vom Landratsamt und der Pflegekasse sich vielfältig eingesetzt hatten. Nun habe Mellrichstadt mit den zwei Altersheimen, der Seniorenwohnanlage in der Innenstadt und mit der neu geschaffenen Senioren-Tagespflegestätte „alles, was es sich wünschen kann“.

Kurz machte es Frank Vetter in seinem Grußwort: Dass die Pflegeplätze schon von Anfang an ausgebucht sind, zeige, wie wichtig solche soziale Einrichtungen sind. Im Namen der Stadt übereichte er der Pflegedienstleiterin Ulli Feder ein Geschenk. Ähnlich wie Vetter drückte sich Josef Demar aus und fügte hinzu, dass Qualität im sozialen Bereich für die Caritas „die oberste Prämisse“ sei und dass man bei diesem Mitarbeiter-Team geradezu Lust bekomme, alt zu werden. Den geistlichen Akzent setzte Pfarrer Reinhold Kargl. Wie einst der heilige Nikolaus, dessen Tag man heute feiere, aus seinem Glauben an den Gott der Liebe dem ganzen Menschen mit praktischer Hilfe zur Seite gestanden sei, so sei auch das Wirken der Caritas zu verstehen. Lieder mit religiösen Texten, von fünf Caritas-Mitarbeiterinnen gesanglich und instrumental vorgetragen, Gebete, Fürbitten und die Erzählung aus dem Lukasevangelium von dem greisen Simeon, der den Jesusknaben und Erlöser auf den Armen tragen durfte, prägten die religiöse Eröffnungsfeier. Sie endete mit dem gemeinsam gesprochenen Vaterunser und dem Segen des Priesters. Ein Rundgang der Gäste durch das Haus und deren Bewirtung bei dem kleinen Adventsmarkt im Hof vor dem Gebäude rundeten die Eröffnungsfeier würdig ab.

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