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Bei Aids nicht stigmatisieren – Volkersberg, 12.11: Fast 7.000 Zivildienstleistende aus Caritaseinrichtungen in den Diözesen Würzburg und Bamberg haben in den letzten zwanzig Jahren die Einführungslehrgänge auf der Jugendbildungsstätte Volkersberg in der Rhön besucht. Mit einem der letzten Kurse, die vor der Abschaffung des Zivildienstes in die Rhön kamen, unterhielt sich am vergangenen Mittwoch. Gabriele Eibeck von der Würzburger Aidsberatungsstelle der Caritas über Ansteckungsformen und Auswirkungen von Aids. Eingeladen hatte sie ihr früherer Kollege Ralf Sauer, der seit zwölf Jahren die Kurse auf dem Volkersberg leitet. Gabriele Eibeck hatte nicht nur einige Stunden Zeit mitgebracht, um mit den zwanzig jungen Männer zu diskutieren, sondern auch eine Ausstellung über Aids, die sie im Vorfeld des Kurses vor knapp einhundert Gästen aus der Umgebung eröffnete.

Wer denn schon mit Aids in Berührung gekommen sein, wollte sie von den  Zivildienstleistenden wissen. Nur einer, der in einem Krankenhaus arbeitet, konnte die Frage bejahen. Eine besondere Aufklärung zu Aids Patienten habe er aber nicht bekommen. Doch Aidspatienten leben überall - nicht nur in großen Städten,  auch in der Rhön, erklärte Ralf Sauer. Viele Menschen würden ihnen aber mit Abneigung begegnen und den Kontakt zu ihnen meiden. Daher verstecken viele Betroffen ihre Krankheit, verschweigen sie vor den Nachbarn, Kollegen und manchmal selbst vor der eigenen Familie.
Doch Aids ist heute in Europa kein Todesurteil mehr, erklärte Eibeck. Ihr ist es bei solchen Veranstaltungen, die sie auch oft in Schulen abhält, immer wichtig, mit Vorurteilen aufzuräumen. Hätten sie vor zwanzig Jahren jährlich noch 20-25 Todesopfer aus dem Umfeld der Aidsberatungsstelle zu beklagen gehabt, so seien Todesfälle heute selten geworden. Die weitere Lebenserwartung mit Aids liege heute durchaus bei 30-35 Jahren. Kombipräparate reduzierten inzwischen die Zahl der täglichen Medikamentenration von 30-40 Pillen auf eine kleine einstellige Zahl. Viele Aidspatienten hätten sich im Laufe der Jahre so gut gesundheitlich stabilisiert, dass sie wieder normal am Leben teilnehmen könnten.
Wie man sich anstecken könne und wie nicht, wollten die Zivis wissen. In erster Linie über die Schleimhäute, durch infiziertes Blut und ungeschützten Geschlechtsverkehr, so Eibeck. Auf jeden Fall nicht durch normalen Körperkontakt, auch Speichel sei nicht infektiös genug. Letztendlich komme es bei vielen Übertragungsarten aber auf die Höhe der Virenzahl im Blut des Infizierten an. In vielen Fällen finde gar keine Infizierung statt. Dass in der Krankenpflege dennoch Vorsichtsmaßnahmen wie Handschuhe oder im Labor Brillen als Schutz für die Augen benutzt würden, sei aber selbstverständlich.
Da die jungen Männer neben ihrer momentanen Haupttätigkeit in Pflegeberufen auch ein Privatleben und viele eine Freundin haben, ging es auch um Ansteckungsformen über Geschlechtsverkehr. Ihre Frage nach der sichersten Vermeidung einer Infektion konnten die jungen Männer selbst beantworten: Enthaltsamkeit.  Da das auf Dauer aber wohl unrealistisch sei, scheue sich die erfahrene Aidsberaterin auch in der ansonsten reinen Männerrunde nicht, die unterschiedlichen Risiken bestimmter Sexualpraktiken zu schildern.
Für ihre Zuhörer war Vieles neu. „Wir können jetzt mit HIV-positiven Menschen viel verantwortungsbewusster umgehen,“ meinte einer von ihnen. „Wenn auch ein gewisses mulmiges Gefühl immer bleibt.“ Diese Haltung könne sie gut verstehen, meinte Eibeck. Etwas Vorsicht sei immer besser als Leichtsinnigkeit. „Doch wichtig ist, dass Sie die Übertragungswege kennen, Betroffenen ohne Vorurteile begegnen und niemand stigmatisieren.“

Ludger Heuer


Foto (Heuer): Gabriele Eibeck und (4.v.r. hinten) und Thomas Scheuering (ganz rechts) von der Aidsberatungsstelle der Caritas unterhielten sich mit den Zivis auf dem Volkersberg über Aids.




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