Da weiß Rene Ebert zum Beispiel, daß er bei einer von ihm betreuten Dame sogar die Locken eindreht. "Das war erst nicht einfach, aber die alte Dame hat es mir genau erklärt und mittlerweile weiß ich wo kleine und große Lockenwickler hingehören, damit die Haare dann auch perfekt aussehen." Es ist die Freude und Liebe zum Beruf, die man bei allen vier Azubis spürt. Sie wissen, wie sie mit ihren Patienten umzugehen haben.
Pflegedienstleiterin Johanna Dietz von der Sozialstation St. Kilian in Mellrichstadt verweist auf die Ausbildungsoffensive des vergangenen Jahres. Hintergrund war und ist der steigende Fachkräftemangel, der wie Christine Reinhard stellvertretende. Pflegedienstleiterin der Sozialstation "St. Laurentius Bad Neustadt" betont, sich immer mehr zuspitzt. Deshalb hat man sich Kooperationspartner wie das Altenpflegeheim Julius- und Elisabethaspital Bad Königshofen, den Simonshof in Bastheim und auch die Altenpflegeschule am BBZ in Münnerstadt mit "ins Boot geholt." Die Besonderheit: der Caritasverband kann als Träger der Maßnahme nicht wie Alten- und Pflegeheime die Kosten umlegen, sondern muß finanziell investieren, um sich das leisten zu können. Pflegedienstleierin Johanna von der Sozialstation St. Kilian in Mellrichstadt erinnert an den ersten Auszubildenden, Christos Kaperonis , in ihrer Station. Bei dem Projekt des Kreiscaritasverbandes geht es um die Notwendigkeit der Ausbildung auch in Sozialstationen, auch wenn das Geld kostet, um künftig auf gut ausgebildetes Fachpersonal zurück greifen zu können.
Zum anderen geht es aber auch darum, dass der Beruf der AltenpflegerIn aufgewertet und voran gebracht wird, denn immer weniger junge Leute greifen darauf zurück. "Die Lobby fehlt," sagt Agnes Hellmann Anleiterin in St. Kilian in Mellrichstadt „Wir werden aber immer mehr junge Menschen brauchen, die in diesen Beruf gehen und da braucht es mehr als Verstand und Techniken, da braucht es auch ein Herz dafür,“ fügt die Mellrichstädter Pflegedienstleiterin Johanna Dietz an. Letztendlich haben sich die Caritasstationen den Wahlspruch Pflegen mit Verstand und Herz auf die Fahnen geschrieben. Hinzu kommen gelebte Nächstenliebe, christliches Profil und Mitmenschlichkeit. Dazu gehört es in die Ausbildung zu investieren. Davon wiederum profitieren die Kooperationspartner, weil sie die Schüler als Praktikanten bekommen. "Das Geld, das hier investiert wird, ist also sehr gut angelegt," sagte Kreiscaritasgeschäftsführerin Angelika Ochs.
Mittlerweile steht der erste Azubi der Caritas-Sozialstation, Christos Kaperonis, in den
Prüfungsvorbereitungen und vier neue sind in Ausbildung. Etwas, das für die Pflegedienstleitungen der drei Caritasstationen natürlich erfreulich ist. Sie verweise aber auch auf den Zeitaufwand in diesem Beruf, vor allem in der Ambulanz. Bei Wind und Wetter sind die Schwestern da oftmals bis spät in die Abendstunden unterwegs oder auch schon frühmorgens. "Es sind Einzelkämpfer", sagt Schwester Johanna. "Wir arbeiten gerne, aber die Liebe und Freude zum Beruf ist wichtig," fügt Pflegedienstleiterin Monika Müller von der Sozialstation St. Peter in Bad Königshofen an. Sie nennt die ganzheitliche Pflege der betroffenen Menschen und unterstreicht dabei auch den christlichem Hintergrund. Fragt man die Auszubildenden so merkt man schnell, daß sie für sich ganz sicher die richtige Entscheidung getroffen haben. Schon frühzeitig habe er sich Gedanken gemacht, erzählt Rene Ebert. Der Umgang mit Menschen war ihm wichtig. Heute ist er mit der Berufswahl vollauf zufrieden.
Lena George hatte schon eine Ausbildung im Krankenhaus und war in der Pflege tätig. Dabei habe sie Freude an dem Beruf gefunden, ein Praktikum bei der Sozialstation absolviert und sagt heute: "Es war die richtige Entscheidung." Was die Azubis alle vier aber immer wieder betonen: Die Menschen, die wir betreuen, geben uns viel zurück was uns wiederum anspornt für sie dazu sein und ihnen zu helfen." Hinzu kommt das Vertrauen, das die Patienten haben. Dies gilt auch für eine 105-Jährige, die versorgt wird. Ramona Gratke verweist darauf, daß so etwas nicht von heute auf morgen geht und man natürlich etwas Zeit braucht, bis ein gewisses Vertrauen da ist. Trotzdem sei es wichtig, sich wie ein Gast zu fühlen. "Wir können nicht einfach her und in Schränken und Schubfächern nach Dingen suchen, die wir bei unseren Besuchen vielleicht hie und da brauchen." .
Rene Ebert hatte als männlicher Auszubildender ganz besondere Hemmschwellen zu überwinden. Schließlich sind es viele Frauen, die betreut werden. "Da muß dann schon erst gefragt werden, ob ein Mann kommen, oder bei einem Patientenbesuch dabei sein darf." Mittlerweile hat er bei einer 88-Jährigen sogar gelernt, wie man richtig Haare eindreht. Es sind aber oft auch die Kleinigkeiten, die den Azubis in Erinnerung sind. So mußte zum Beispiel einmal ein Vorhang ganz genau zurückgezogen werden, bis er so hing, wie die Seniorin es wünschte. "Das gehört halt auch dazu," lachen die vier Auszubildenden. Natürlich ist man nicht nur draußen, sondern auch in der Verwaltung eingesetzt, um sich rundum zu informieren.
Den Auszubildenden steht natürlich eine Ansprechpartnerin zur Verfügung, die die entsprechende Sicherheit vermittelt. Diese selbst bestätigt, daß es durchaus vorkommt, daß man von den Azubis etwas Neues erfährt, daß man über eine Sache diskutiert, oder das Schulwissen in die Praxis umgesetzt wird. "Gespräche sind bei der Ausbildung sehr wichtig und auch, daß die jungen Leute sich trauen, vielleicht auch mit eigene Ideen einmal zu kommen." Ein Auszubildender bei den drei Sozialstationen des Kreiscaritasverbandes in Bad Königshofen, Bad Neustadt oder Mellrichstadt muß kreativ und flexibel sein, so Schwester Johanna. Eine Ausbildung zum Altenpfleger dauert übrigens drei Jahre und Informationen gibt es bei den Caritas-Sozialstationen und beim Kreiscaritasverband Rhön-Grabfeld in Bad Neustadt.