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Mellrichstadt. (frr) Inklusion, das ist ein Zauberwort. Es hat lange gedauert, bis man es entdeckt hat, aber jetzt zeigt es seine integrierende Wirkung. Junge Menschen mit einer geistigen Einschränkung, z. B. einem Down-Syndrom, hat man früher diskriminiert, grundsätzlich in besondere Schulen geschickt, in der sie von anderen, „normalen“ jungen Menschen ausgegrenzt waren. In vielen Fällen mag das ja auch heute noch gerechtfertigt, ja sogar notwendig sein. Doch es gibt auch Fälle, bei denen es durchaus Sinn macht, geistig Eingeschränkte in eine normale Klasse aufzunehmen.

Ein solcher Fall ist Beatrice Lorenz. Sie geht in die Edmund-Grom-Mittelschule in Hohenroth, wo sie von der Klassengemeinschaft aufgenommen und akzeptiert ist. Wie die anderen Schüler dieser Mittelschule musste Beatrice auch in der 8. Klasse in diesem Schuljahr eine Praktikumswoche absolvieren. Dass sie nun bei der Caritas-Seniorentagespflege in der Sozialstation St. Kilian in Mellrichstadt mitarbeitet, war Ulli Feder zu verdanken. Frau Feder ist selbst Teammitglied bei dieser Seniorentagespflege, und sie kannte die Familie Lorenz und somit auch Beatrice schon seit deren Kleinkindzeit. Feder hatte vorgeschlagen, dass Beatrice ihr Praktikum doch eigentlich bei den Senioren ablegen könnte. Das erwies als ein guter Rat, denn das Mädchen entfaltete bei ihrem Einsatz für die alten Menschen ein erstaunliches Maß an sozialer Wärme und Einfühlungsvermögen.

Beatrice hat in der Tat ein weiches Herz, auch für Tiere. Darum liebt sie ihre beiden Hunde Sheela und Malu und ihre drei Katzen Lucy, Cäsar und Mohrle; und sie liebt auch Sport, besonders Schwimmen. Und den Urlaub in Mallorca. Bea ist auch mitteilsam!

Außerdem, das bestätigten Frau Feder und Andrea Ebert, die Leiterin der Seniorentagespflege, erledigt sie viele kleine Hilfsdienste zuverlässig: den Tisch zu decken z. B., den alten Menschen beim Essen zu helfen, indem sie ihnen das Essen anreicht; das Geschirr wieder abzuräumen, die Senioren bei ihrer Mittagsruhe zuzudecken, ihnen das Kopfkissen zu richten; sich mit ihnen zu unterhalten und auch mit ihnen mal Mensch-ärgere-dich-nicht zu spielen. Sie kann dabei sogar auch verlieren, sagte ihre Mutter Tamara Lorenz stolz. Jeder, der das Spiel kennt, weiß, wie unschön es ist zu verlieren! Oder sie hält einfach einmal die Hand von einem der alten Menschen. Oder sie geht mit der einen oder dem anderen auf dem Caritas-Grundstück spazieren. Zugleich weiß sie dabei auch, die natürliche Distanz zu anderen Menschen zu wahren, bestätigten Feder und Ebert.

Die alten Damen und Herren lieben sie. Und weil sie das alles so gut machte, wurde aus der einen Praktikumswoche ein ganzes Schuljahr, in dem sie regelmäßig in der Tagespflege mithalf. Dabei hat sie an Selbstständigkeit dazugewonnen. „Man konnte zugucken, wie sie zunehmend Aufgaben selbstständig übernommen hat“, sagte die Leiterin. So hat sich Beatrice gut in den Tagesablauf der Tagespflege eingefügt. „Bea gehört dazu!“, sagte Frau Ebert. Und weil sie und ihre Mitarbeiterinnen für die Mithilfe von Beatrice so dankbar sind, schenkte sie ihr ein echtes rotes Caritas-Polohemd.

Beas Mutter Tamara Lorenz aber ist freudig erstaunt, dass ein Mensch wie ihre Tochter so gut in die Gemeinschaft integriert wurde, nicht bloß für kurze Zeit, sondern gleich für viele Monate. Die Vertreterinnen der Caritas aber profitieren nicht nur von der Entlastung, die sie durch Beatrice erfahren, sondern sie können unmittelbar durch ihre Anwesenheit Erfahrungen sammeln, wie sich Menschen mit geistiger Einschränkung verhalten, wie sie gefördert werden und aus sich herausgehen können und wie sie sich als wertvolle, liebenswerte Menschen im Dienst für die Gemeinschaft erweisen. Eine „win-win-Situation“ für alle. Frau Lorenz wünscht sich, dass dies noch mehr in das Bewusstsein der Allgemeinheit eindringen möge, denn das sei leider noch nicht überall der Fall.

©Fred Rautenberg

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