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Seit fünf Jahren besteht das Inklusionscafé in Mellrichstadt in der Carl-Fritz-Stube. Der Impuls kam von Johanna Dietz, Leiterin der ambulanten Altenhilfe der Caritas, als sie vor einigen Jahren unterwegs ein Inklusionscafé besuchte, das regelmäßig bewirtschaftet wurde. Mit Pflegedienstleiter Ulli Feder, der hat sie sich Gedanken gemacht, ob man so etwas nicht auch hier machen könne. „Dann macht“, ermunterte sie Kreiscaritas-Geschäftsführerin Angelika Ochs.

Bei Jens Fuhl als Ansprechpartner der Lebenshilfe hat man sofort offene Türen eingerannt. Zunächst die Carl-Fritz-Stube als Café alle vier Wochen geöffnet; das wurde aber nicht recht angenommen. Als die Sozialstation die Carl-Fritz-Stube angemietet hatte, wurde das Projekt „Mitten im Stadt-Leben“ versucht, berichtet Angelika Ochs. „Wie schaffen wir es, dass die Stadt hier rein kommt?“ fragten sich die Caritas-Verantwortlichen. Veranstaltungen, Vorträge oder Lesungen, die gab es ja schon andernorts. Da war die Idee mit dem Café schon besser, weil das eine gewisse Normalität darstellte.

Gutes Essensantgebot

Und so gibt es seit fünf Jahren, ausgenommen die Ferien, das Inklusionscafé, das Schüler der Praxisklasse der Herbert-Meder-Schule unter Leitung der Förderschullehrerin Karina Volk jeden Donnerstag von 11 bis 15 Uhr ein Essen und Kaffee und Kuchen anbietet. Die Sparkasse spendete dazu eine Küchenmaschine.

 

Angelika Ochs freut sich über die Kooperation der beiden Wohlfahrtsverbände Caritas und Lebenshilfe im Landkreis. Das sei nicht überall üblich. In vielen anderen Landkreisen stört Konkurrenzdenken die Zusammenarbeit. Auch Brunhilde Hergenhan als Vorsitzende der Lebenshilfe Rhön-Grabfeld sagt, dass die Kommunikation mit der Sozialstation und Tagespflege gut funktioniere. Vielleicht müsste das Inklusionscafé mehr beworben werden. Erfreulich sei es auch, dass es trotz des Umzugs der Herbert-Meder-Schule nach Willmars mit anderer Logistik im Café nahtlos weitergegangen ist. Man sieht die Entwicklung der jungen Menschen innerhalb eines Jahres, den Umgang der Schüler, die am Anfang ganz verschämt sind und zunehmend selbstbewusster werden, stellte Johanna Dietz fest.

Mellrichstadt ist, was den Umgang mit Menschen mit Behinderung angeht, Vorzeigestadt, sagte Brunhilde Hergenhan. Mit Förderstätte, Frühförderung, Carl-Fritz-Stube oder Seniorenwohnheim gehört die Lebenshilfe selbstverständlich zur Stadt. Das ist auch am Spendenaufkommen ablesbar.

30 bis 40 Gäste bewirtet

Zum Ablauf des Praxistages: Lehrerin Karina Volk berichtet, dass die Schüler früh Flyer in den Geschäften verteilen. Jeweils für die Zeit zwischen den Ferien gibt es ein Motto und dazu eine Wochenvorschau. Im Winter heißt es da „Winterliche Suppenküche“, im Augenblick steht „Frühlingserwachen“ auf dem Programm. Dazu kommt das wöchentlich wechselnde Kuchenangebot. Gekocht wird in der Fritzstube.

Mit jeweils 20 bis 30 Essensgästen rechnet Karina Volk. Das kommt natürlich auch auf die Jahreszeit und das Angebot an. Da gibt es schon einen Stammtisch, an dem jede Woche Gäste sitzen, es kommen Mitarbeiterinnen aus der VG, einige Geschäftsleute und auch Bewohnerinnen aus dem Haus. An diesem Donnerstag gab Gemüse-Couscous mit gebackenem Schafskäse, da kann es schon mal vorkommen, dass es knapp wird. Aber zum Glück ist ja der Kupsch in der Nähe, da können Couscous oder auch andere Zutaten nachgekauft werden.

Ein Vorteil für das Café ist auch, dass in Mellrichstadt die Geschäfte unter Mittag geschlossen haben, so kommt doch der eine oder andere in das Inklusionscafé. Die Kundschaft ist durchweg positiv eingestellt. Die Schüler wissen, dass sie auch einen Fehler machen dürfen, das macht sie sicher.

Schüler müssen sich bewerben

Die Plätze für die Praxistag-Gruppe sind hoch begehrt. Die Schüler müssen sich bewerben und müssen begründen, warum sie glauben, hierfür geeignet zu sein. Sind sie im Team, helfen sie beim Kochen und übernehmen Verantwortung und lernen, „wie die Welt tickt“. Und sie denken dabei auch mit. Zur besseren Organisation haben sie die Tische nummeriert und haben so die Übersicht, wer was bestellt hat und wo vielleicht noch etwas fehlt.

Peter Heinrich von der Herbert-Meder-Schule betont, dass die Zusammenarbeit der Schulen auf vielen Ebenen funktioniert, sie sind eng vernetzt. Was noch dazu kommt: hier in der Carl-Fritz-Stube haben die Schüler „echte“ Kunden. Sie lernen, mit Leuten umzugehen, auch mit Leuten, die nicht immer so freundlich sind.

Angelika Ochs stellte fest, dass man das Inklusionscafé als Erfolgsprojekt bezeichnen kann. Sie und Brunhilde Hergenhan freuen sich, dass es weitergeführt wird. Als kleines Dankeschön gab es von Johanna Dietz ein Blumensträußchen für Karina Volk und Süßigkeiten für ihre Schützlinge.

©Artikel aus der Mainpost 28.04.2018 / Brigitte Gbureck

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